Leitfaden moderner Führungsstile

Leitfaden moderner Führungsstile

Vorbei sind die Zeiten traditioneller Führung, in denen Chefs Anweisungen geben und erwarten, dass ihre Untergebenen blind folgen. Es gibt heute nicht mehr nur die eine Art zu Führen. Vielmehr gibt es eine Vielzahl an modernen Führungsstilen. Moderne Leitende sagen den Menschen nicht mehr, was sie tun sollen, sondern sie hören zu, arbeiten zusammen auf Augenhöhe und fördern das Wachstum und die Vielfältigkeit aller Teammitglieder:innen.

Ich habe im folgenden Text die Stile zusammengetragen, die ich in meiner Praxis aktuell beobachte und die aus meiner Sicht in die heutige Arbeitswelt passen. Die Begriffe orientieren sich an den Klassifizierungen der Havard Business Review Studie „Leadership that get result“.

Es ist mir wichtig zu betonen, dass diese Stile nicht zwingend mit Führungspositionen verknüpft sein müssen. In der modernen Arbeitswelt verteilt sich Führung vielmehr im großen Team. In erfolgreichen Unternehmen sollten – unabhängig vom Organigramm – Mitarbeiter:innen egal auf welcher Ebene, situativ in „Führung“ gehen können, wenn es das System erfordert.

  • Visionäre Führung
  • Laissez-Faire Führung
  • Transaktionale Führung
  • Taktgeber Führung
  • Transformationale Führung
  • Demokratische Führung
  • Coachende Führung
  • Authentische Führung
  • Was macht eine moderne Führungskraft aus?
Visionäre Führung

Visionäre Führung

Visionäre Führung inspiriert und befähigt Menschen, schwierige, aber lohnende Ziele zu erreichen. Visionäre Führungskräfte erreichen Ihre Mitarbeiter:innen, indem sie ihre Vision so klar formulieren, dass der individuelle Beitrag zur Zielerfüllung für Mitarbeiter:innen schnell erschlossen werden kann. Diese Art von Leadership ist für komplexe Veränderungen notwendig, um Geschlossenheit im Wandel herzustellen .

Es kann schwierig sein, mit diesem Managementstil erfolgreich zu sein. Um erfolgreich zu sein, ist es notwendig, sich die Zeit zu nehmen, den Teammitglieder:innen wirklich zuzuhören. Kluge Visionäre sind Experten des „aktiven Zuhörens“. Sie widmen den Menschen echte Aufmerksamkeit und können so ihr Vertrauen gewinnen.

Der visionäre Ansatz ist hilfreich, wenn Sie eine große organisatorische Änderung vornehmen. Es ist ideal für agile Teams, die bereits wissen, was unter wenig bis gar keiner Aufsicht zu tun ist. Es passt möglicherweise nicht zu Führungskräften und Teams mit wenig Veränderungserfahrung.

Laissez-Faire Führung

Laissez-faire ist ein französischer Begriff, der übersetzt „lass sie tun“ bedeutet. In diesem Stil wird die gesamte Autorität in das Team hineingegeben. In einem reibungslosen Ablauf erscheint der „Chef“ nur am Anfang des Prozesses (um Richtlinien und Informationen bereitzustellen) und am Ende (um Kritik zu üben und Ratschläge zu erteilen).

Diese Art von Leadership ist bei Start-ups üblich, bei denen der Gründer seinen Mitarbeiter:innen volles Vertrauen schenkt, während er den Rest des Unternehmens überwacht. Dies ist auch in Teams üblich, die sich aus erfahrenen Fachleuten zusammensetzen, da diese Freiheit und Kreativität benötigen.

Auf der anderen Seite wäre dies kein guter Stil für Unternehmen mit niedrigem agilen Reifegrad. Wenn ein Team nicht in der Lage ist, Probleme selbst zu lösen, würde eine Laissez-Faire-Haltung zu schlechten Ergebnissen führen.

Transaktionale Führung

Transaktionale Führung

Dieser Führungsstil konzentriert sich darauf, Mitarbeiter:innen durch Anreize zu Leistungssteigerungen zu motivieren. Als Transaktionschef geben Sie Ihrem Team bestimmte Vorteile für die Erledigung eines spezifischen Arbeitsaufwands. Wenn sie mehr tun, als von ihnen erwartet wird, belohnen Sie sie mit Boni. Die Mitarbeiter:innen wissen also genau, was ihre Mühe wert ist.

So eindeutig dieser Managementstil auch ist, ist er vor allem für die kurzfristige Arbeit effektiv. Die Mitarbeiter:innen sind lediglich motiviert, ihre Arbeit gegen Bezahlung zu erledigen. Studien zeigen, dass diese extrinsischen Belohnungen für Langzeitarbeit nicht so effektiv sind wie intrinsische Belohnungen. Dieser Typ ist auf lange Sicht nicht hilfreich, um bessere und kreativere Mitarbeiter:innen zu entwickeln.

Taktgeber Führung

In dieser Art von Management legen die Chefs ein herausforderndes Arbeitstempo für ihre Mitarbeiter:innen fest, um ein schwieriges, aber lohnendes Ziel zu erreichen. Sie stehen vor dem Rudel. Die Führungskraft kreiert so ein Bedürfnis nach besserer Leistung im Team.

Bei einem guten, aber selbstgefälligen Team kann dieser Führungsstil die Mitarbeiter:innen zu einem weiteren Entwicklungsschritt motivieren. Allerdings sollte die Messlatte nicht über einen längeren Zeitraum ständig höher gehängt werden, da die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns im gleichen Zug erhöht wird. Dies kann zu einem Motivationsverlust und einer Verschlechterung der Arbeitsmoral im Unternehmen führen. Im schlimmsten Fall auch zum Burnout.

Transformationale Führung

Transformationale Führung

Diese Art der Führung ist auf kontinuierliche Transformation – individuell als auch organisational – ausgelegt. Als Führungskraft fordern Sie Ihre Mitarbeiter:innen ständig heraus, ihre Komfortzonen zu verlassen, um mehr zu lernen und anspruchsvollere Ziele zu erreichen.

Dieser Führungsstil wird am besten von Unternehmen praktiziert, die auf Wachstum ausgerichtet sind. Auch in lernenden Organisationen ist dieser Stil zu beobachten. Kommunikation ist der Schlüssel, damit die individuellen Bedürfnisse der Mitglieder:innen nicht aus dem Blickfeld geraten und die Moral nicht dadurch sinkt, dass die Ziele der Organisation die individuellen Ziele dominieren.

Demokratische Führung

Die demokratische Führungskraft arbeitet mit den Teammitglieder:innen zusammen und strebt stets eine Konsensentscheidung über ein Projekt oder Ziel an.

Der offensichtliche Vorteil dabei ist, dass die Führungskraft die bestmöglichen Informationen und Rückmeldungen aus den zuverlässigsten Quellen erhält: den Mitarbeiter:innen. Das Team bekommt darüber hinaus das Gefühl, in seinen Meinungen geschätzt zu werden. Der Ansatz fördert eigenständiges Denken und verantwortungsbewusstes Vorgehen.

Dies funktioniert jedoch nur, wenn die Führungskraft auch die Zeit hat, die Meinungen aller zu hören. Wenn die Unternehmensumgebung keine langen Diskussionen über Projekte zulässt, ist dies möglicherweise nicht der beste Stil. Der demokratische Ansatz funktioniert am besten in Unternehmen, in denen die Menschen Zeit haben, gemeinsam an Projekten und Zielen zu arbeiten.

Coachende Führung

Coachende Führung

Führungskräfte in einer coachenden Haltung fördern die Stärken jedes einzelnen Mitglieds und entwickeln Strategien zur Unterstützung des Teams. Um im Coaching effektiv zu sein, müssen Führungskräfte spezielle Kommunikationsfähigkeiten besitzen und in Coaching-Modellen geschult sein.

Diese Art des Managements funktioniert am besten in Unternehmen, in denen die Mitarbeiter:innen bereits Kompetenz in ihren Positionen bewiesen haben. Bei Mitarbeiter:innen mit niedrigen Kompetenz-Reifegraden ist es nicht der richtige Stil.

Dieser Führungsstil erfordert Zeit und starke zwischenmenschliche Fähigkeiten. Es müssen Mentoring-Beziehungen zu jedem Einzelnen aufgebaut werden, damit sich die Mitarbeiter:innen offen über Stärken und Schwächen äußern können. Meiner Meinung nach ist eine Führungskraft mit Personalverantwortung in ihrer coachender Haltung daher auch weniger wirksam als eine neutrale Führungskraft bzw. ein externer Coach.

Authentische Führung

Dies ist der einfachste und zugleich echteste aller Stile. Authentische Führung konzentriert sich auf entwicklungsorientierte und altruistische Lösungen moderner Probleme. Chefs bauen Glaubwürdigkeit auf, indem sie authentische Bindungen zu ihren Mitarbeiter:innen etablieren.

Authentische Führungskräfte sind vom Wachstum und Wohlstand ihrer Mitarbeiter:innen und ihres Unternehmens motiviert und entwickeln ein Arbeitsumfeld, das sich auf gegenseitiges Vertrauen und Transparenz konzentriert.

Dies ist theoretisch ein einfaches Konzept, aber schwierig umzusetzen. Es erfordert die echte Integrität des Leaders, um erfolgreich zu sein. Im Idealfall spiegelt sich echte Authentizität der Führungskraft auch im Verhalten aller Teammitglieder:innen wider. Das gesamte Unternehmen bzw. die Unternehmenskultur ist dann authentischer und somit kreativer und vielfältiger.

Was macht eine moderne

Was macht eine moderne Führungskraft aus?

In der Praxis beobachtet man im Regelfall eine Kombination der genannten Stile. Im Idealfall wechselt die Haltung in der Führung je nachdem, was die anderen Teammitglieder:innen brauchen. Moderne Leitende sollten dynamisch und anpassungsfähig sein und sich selbst ständig neu erfinden.

Als agile Coaches begleiten wir Einzelpersonen, Teams und ganze Organisationen in Ihrer Veränderung. Gemeinsam finden wir die für Sie passende Führungshaltung im digitalen Wandel.