Leistungsdruck und Depression: Eine Herausforderung für Führungskräfte
In der modernen Arbeitswelt stehen Führungskräfte häufig unter immensem Druck. Ein weitverbreitetes Problem ist der Leistungsdruck, der oft mit Depression einhergeht. Eine durch Leistungsdruck ausgelöste Depression ist ein ernstzunehmendes Thema, das tiefgreifende Auswirkungen auf das berufliche und persönliche Leben haben kann. Besonders gefährdet sind diejenigen, die ihren Selbstwert an ihre Leistung knüpfen.
- Der Zusammenhang zwischen Selbstwert und Leistung
- Die Folgen unerreichter Ziele
- Prävention durch Coaching
- Unterstützung durch Psychotherapie
- Fazit
Leistungsdruck und Depression – Zusammenhang zwischen Selbstwert und Leistung
Viele Führungskräfte neigen dazu, ihren Selbstwert stark von ihren beruflichen Leistungen abhängig zu machen. Glaubenssätze wie „Ich bin nur gut, wenn ich etwas leiste“ sind weit verbreitet. Diese Überzeugungen werden häufig in der Kindheit erworben und beeinflussen das Verhalten im Erwachsenenalter maßgeblich. Wenn Ziele nicht erreicht werden, werten sich Führungskräfte oft selbst ab, was das Risiko einer Depression erhöht.
Der Ursprung der Glaubenssätze
Glaubenssätze entstehen meist in der Kindheit und beeinflussen das Verhalten im Erwachsenenalter maßgeblich. Diese tief verankerten Überzeugungen prägen das Selbstwertgefühl und können bei Nichterreichen von Zielen zu Leistungsdruck und Depression führen.
Entwicklung in der Kindheit
Kinder lernen durch Lob und Anerkennung, ihren Wert an ihren Erfolgen zu messen. Negative Glaubenssätze wie „Ich bin nur gut, wenn ich etwas leiste“ können aus Botschaften entstehen, die ein Kind von seinen Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen während des Heranwachsens erhält. Daniel Goleman betont in seinem Buch „Emotionale Intelligenz“, dass Kinder ihre emotionalen Einstellungen und Fähigkeiten durch jahrelang wiederholte Botschaften in kleinen Interaktionen mit ihren Eltern bilden (Goleman, 2013, S. 240). Diese Erfahrungen beeinflussen die Persönlichkeit und das Selbstkonzept eines Kindes nachhaltig.
Der Einfluss der Eltern
Eltern spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Glaubenssätzen. Nach Schulz von Thun entstehen negative Ich-Aussagen wie „Ich kann das nicht“ aus negativen Du-Aussagen wichtiger Bezugspersonen, wie „Dafür bist du zu klein“ oder „Das kannst du nicht“ (Schulz von Thun, 1984, S. 54–55). Solche Botschaften werden vom Kind verinnerlicht und beeinflussen das Selbstwertgefühl. Goleman beschreibt weiter, dass insbesondere die ersten drei bis vier Lebensjahre entscheidend für das emotionale Lernen sind. Positive Botschaften fördern eine zuversichtliche Einstellung, während negative Botschaften zu Selbstzweifeln und Ängsten führen können (Goleman, 2013, S. 246–247).
Möchten Sie erfahren, wie Sie den Leistungsdruck bewältigen und Depressionen vorbeugen können?
In einem unverbindlichen Erstgespräch berate ich Sie gerne.Die Bedeutung von Beziehungsbotschaften
Die Kommunikation innerhalb der Familie spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Selbstkonzepts. Schulz von Thun unterscheidet zwischen Beziehungsbotschaften und Du-Botschaften. Beziehungsbotschaften tragen langfristig zum Selbstkonzept der Empfänger bei und drücken aus, was die sendende Person von der empfangenden Person hält. Ein Beispiel hierfür ist die Aussage „Was ist das für ein Saustall, du alter Schmutzfink“, die beim Kind die Botschaft „Ich bin ein böses, unordentliches Kind“ hinterlassen kann (Schulz von Thun, 1984, S. 51, 158, 191).
Studien und Theorien
Forschungen von Aaron Beck und Albert Ellis haben gezeigt, dass negative Glaubenssätze tief in der Kindheit verwurzelt sind und das Verhalten im Erwachsenenalter maßgeblich beeinflussen. Beck, ein Pionier der Kognitiven Verhaltenstherapie, erklärt, dass diese Glaubenssätze als automatische Gedanken auftreten und die Wahrnehmung und Interpretation von Ereignissen verzerren können (Beck, 1976). Ellis betont, dass irrationale Überzeugungen, wie „Ich muss immer perfekt sein“, zu emotionalem Stress und psychischen Problemen führen können (Ellis, 1962).
Das Selbstkonzept und seine Auswirkungen
Das Selbstkonzept, das Annahmen über die eigene Person beinhaltet, wird stark von der sozialen Umwelt beeinflusst. Einsiedler (1989) und Tausch (1979) beschreiben, dass langfristige Kommunikationsstrukturen innerhalb der Familie das Selbstkonzept formen. Eltern vermitteln durch ihre Worte und Handlungen unterschwellige Botschaften, die den Kindern zeigen, wie sie sich selbst wahrnehmen sollen (Einsiedler, 1989, S. 105; Tausch, 1979, S. 61f). Diese Botschaften können statischer oder dynamischer Natur sein. Statische Botschaften, wie „Du bist so intelligent“, vermitteln dem Kind, dass Eigenschaften unveränderlich sind. Dynamische Botschaften, wie „Ich habe gesehen, wie sehr du dich angestrengt hast“, fördern hingegen die Vorstellung, dass Fähigkeiten entwickelt werden können (Dweck, 2019, S. 205).
Einfluss der frühen Erfahrungen
Die ersten sozialen Erfahrungen des Kindes finden innerhalb der Familie statt, wo es Pflege, Überwachung und Bewertung erfährt (Neubauer, 1976, S. 80). Diese frühen Erfahrungen prägen das soziale Selbstkonzept und die Annahmen über die eigene Interaktion mit anderen. Die Botschaften der Eltern können wertschätzend oder abwertend sein und das Selbstbild des Kindes nachhaltig beeinflussen.
Langfristige Auswirkungen
Diese prägenden Überzeugungen wirken oft unbewusst und beeinflussen das Verhalten im Erwachsenenalter. Führungskräfte, die in ihrer Kindheit häufig negative Botschaften erhielten, neigen dazu, ihren Selbstwert stark von ihren beruflichen Leistungen abhängig zu machen. Wenn sie ihre Ziele nicht erreichen, fühlen sie sich schnell wertlos und gescheitert, was das Risiko einer Depression erhöht. Ein gesundes Selbstwertgefühl, unabhängig von beruflichen Leistungen, ist daher entscheidend für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden.
Die Folgen unerreichter Ziele
Wenn Führungskräfte ihre Ziele nicht erreichen, setzen sie sich selbst häufig massiv unter Druck. Dieses Abwerten des Selbstwertes kann zu ernsthaften psychischen Problemen führen. Wird das Muster nicht erkannt und durchbrochen, kann der Glaubenssatz „Ich bin nur gut, wenn ich leiste“ eine Depression auslösen. Die Symptome einer solchen Depression sind vielfältig und können von Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit bis hin zu Konzentrationsschwächen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen reichen. Besonders betroffen sind das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen.
Leistungsdruck und Depression – Prävention durch Coaching
Ein wirksamer präventiver Ansatz gegen eine durch Leistungsdruck ausgelöste Depression ist das Coaching. Im Coaching können Führungskräfte lernen, sich nicht zusätzlich abzuwerten, wenn sie ihre Ziele nicht erreichen. Es ist wichtig zu erkennen, dass es oft unmöglich ist, alle Anforderungen im Arbeitsalltag zu bewältigen. Zeitmangel ist ein häufiges Problem, das Stress und Druck verursacht. Coaching hilft Führungskräften, diesen Herausforderungen mit mehr Gelassenheit zu begegnen und realistische Erwartungen an sich selbst zu stellen. Wichtig im Coaching ist, dass wir auf der Verhaltensebene bleiben. Die Voraussetzung ist, dass keine emotionalen Turbulenzen (z.B. eine Depression) vorliegen, dann wäre eine Therapie zielführender.
Fallbeispiele zur Prävention durch Coaching
Fallbeispiel 1: Sarah, die überarbeitete Abteilungsleiterin
Sarah ist Abteilungsleiterin in einem großen Unternehmen und hat Schwierigkeiten, mit den vielen Aufgaben und dem ständigen Druck zurechtzukommen. Sie setzt sich selbst oft unter enormen Stress, weil sie glaubt, dass sie alles perfekt machen muss.
Im Coaching lernte Sarah, ihre Erwartungen zu hinterfragen und realistische Ziele zu setzen. Ihr Coach führte sie durch verschiedene Übungen, um ihre Prioritäten besser zu managen und Aufgaben zu delegieren. Eine Technik, die besonders hilfreich war, ist die SMART-Zielsetzung (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert).
Sarah wurde auch darin unterstützt, Achtsamkeitsübungen in ihren Alltag zu integrieren, um ihren Stress besser zu bewältigen. Sie lernte, wie sie durch kurze Meditationen und bewusste Pausen im Arbeitsalltag mehr Gelassenheit gewinnen kann. Mit der Zeit konnte sie ihren Leistungsdruck reduzieren und ihre Aufgaben effizienter bewältigen, ohne ihren Selbstwert von ihrer Leistung abhängig zu machen.
Fallbeispiel 2: Markus, der gestresste Projektmanager
Markus, ein Projektmanager in der IT-Branche, fühlte sich ständig überwältigt von den Anforderungen seiner Projekte und dem Druck, ständig perfekte Ergebnisse zu liefern. Sein Perfektionismus führte zu Konflikten im beruflichen Umfeld.
Im Coaching wurde Markus dabei unterstützt, seine Arbeitsweise zu reflektieren und realistische Erwartungen zu entwickeln. Durch Zeitmanagement-Workshops und das Erlernen der Eisenhower-Methode (wichtig/dringend-Matrix) lernte Markus, seine Aufgaben besser zu priorisieren und unwichtige Aufgaben zu delegieren oder zu eliminieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war das Setzen von Grenzen. Markus lernte, „Nein“ zu sagen und realistische Deadlines zu setzen, um Überarbeitung zu vermeiden. Diese neuen Strategien halfen ihm, seinen Arbeitsalltag besser zu strukturieren und den Leistungsdruck zu reduzieren. Er konnte dadurch eine gesündere Work-Life-Balance entwickeln und seine beruflichen Herausforderungen mit mehr Gelassenheit meistern.
Leistungsdruck und Depression – Unterstützung durch Psychotherapie
Wenn bereits eine depressive Symptomatik vorliegt, kann eine Psychotherapie, insbesondere die Kognitive Verhaltenstherapie, hilfreich sein. Diese Therapieform zielt darauf ab, Führungskräften zu helfen, schädliche Denkmuster zu erkennen und selbstständig zu verändern. Die Kognitive Verhaltenstherapie vermittelt Fähigkeiten und Wissen, um negative Gedankenmuster in positive Verhaltensweisen umzuwandeln. Sie ist ein Wegweiser zur Selbsthilfe und ermöglicht es Führungskräften, aktiv die Kontrolle über ihr Wohlbefinden zu übernehmen.
Das Selbstwertproblem lösen
Ein zentrales Ziel der Therapie ist es, den Zusammenhang zwischen Selbstwert und Leistung zu lösen. Führungskräfte lernen, dass ihr Selbstwert nicht von ihrer Leistung abhängt. Diese Erkenntnis kann die depressive Symptomatik lindern, sofern die Depression nicht organisch bedingt ist. Durch das aktive Lernen und Umsetzen neuer Denkmuster gewinnen Führungskräfte an Selbstvertrauen und können den Leistungsdruck besser bewältigen.
Fallbeispiele aus der Praxis
Fallbeispiel 3: Maria, die schlaflose Geschäftsführerin
Maria ist Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens. Aufgrund des ständigen Drucks und ihrer hohen Erwartungen an sich selbst leidet sie unter Schlaflosigkeit und Erschöpfung. Ihre Gedanken kreisen oft um die Angst, nicht gut genug zu sein.
In der Therapie setzte ihr Therapeut den sokratischen Dialog zu der Frage „Was ist das, ein wertvoller Mensch?“ ein, um ihre dysfunktionalen Gedanken zu hinterfragen. Durch empirischen und logischen Disput konnte Maria erkennen, dass ihre Ängste oft unbegründet waren und ihre Selbstkritik nicht hilfreich war. Sie lernte, ihre Gedanken zu hinterfragen und neue, positivere Denkweisen zu entwickeln.
Durch regelmäßige Sitzungen und Hausaufgaben, wie das Führen eines Gedankenprotokolls und das Durchführen von Verhaltensexperiementen, konnte Maria ihre negativen Gedankenmuster weiter abbauen. Sie erlebte eine signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität und ihrer Leistungsfähigkeit im Beruf.
Fallbeispiel 4: Thomas, der perfektionistische Manager
Thomas, ein Manager in der IT-Branche, setzte sich selbst unter extremen Leistungsdruck. Er war überzeugt, dass jede kleine Fehlleistung seine Karriere ruinieren könnte. Dieser Perfektionismus führte zu starker Erschöpfung und zunehmenden depressiven Symptomen.
In der KVT arbeitete Thomas an der Identifikation und Veränderung seiner irrationalen Überzeugungen. Mit Unterstützung seines Therapeuten führte er Verhaltensexperimente durch, bei denen er bewusst kleine Fehler zuließ und die Reaktionen seiner Umgebung beobachtete. Er stellte fest, dass seine Fehler oft unbemerkt blieben oder keine negativen Konsequenzen hatten.
Thomas setzte zudem Aktivitätsplanung ein, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Er integrierte regelmäßig sportliche Aktivitäten und soziale Treffen in seinen Wochenplan, was ihm half, Stress abzubauen und seine depressive Stimmung zu heben.
Durch die Kombination dieser Techniken erlebte Thomas eine deutliche Reduktion seines Perfektionismus und eine Verbesserung seines allgemeinen Wohlbefindens. Er lernte, dass Fehler Teil des Lernprozesses sind und seinen Selbstwert nicht mindern.
Fazit
Leistungsdruck und Depression sind eng miteinander verknüpft, insbesondere bei Führungskräften, die ihren Selbstwert an ihre beruflichen Erfolge knüpfen. Präventive Maßnahmen wie Coaching und therapeutische Ansätze wie die Kognitive Verhaltenstherapie bieten wertvolle Unterstützung. Führungskräfte können lernen, ihren Selbstwert unabhängig von ihrer Leistung zu sehen und somit den Teufelskreis von Leistungsdruck und Depression zu durchbrechen. Ein gesunder Umgang mit den eigenen Erwartungen und eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten sind entscheidend, um langfristig psychisch gesund und leistungsfähig zu bleiben. Durch gezielte Unterstützung und präventive Maßnahmen können Führungskräfte lernen, den Leistungsdruck zu bewältigen und einer Depression vorzubeugen. Die Förderung eines gesunden Selbstwertgefühls und die Entwicklung realistischer Erwartungen sind dabei von zentraler Bedeutung. So können Führungskräfte nicht nur ihre eigene psychische Gesundheit schützen, sondern auch ein Vorbild für ihre Mitarbeiter sein und ein gesundes Arbeitsumfeld fördern.
Den ersten Schritt haben Sie getan.
Haben Sie den Mut, die nächsten wichtigen Schritte mit mir gemeinsam zu gehen.