Prozessorientierung

Lt. Wikipedia basiert das Konzept der Prozessorientierung auf den Arbeiten von Deming (Walton, 1996), Porter (1985), Davenport und Short (1990), Hammer (1993, 1996 und 1999), Grover et al. (1995) und Coombs und Hull (1996).

Die Studien legen nahe, dass Unternehmen ihre Gesamtleistung verbessern können, indem sie eine „Prozesssicht“ der Organisation übernehmen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Prozessorientierung ausschlaggebend für die Reduzierung von Konflikten und die Förderung einer stärkeren Verbundenheit innerhalb einer Organisation sein kann und gleichzeitig die Geschäftsleistung verbessert. Darüber hinaus zeigen Unternehmen mit einer starken Prozessorientierung eine insgesamt bessere Geschäftsleistung. Die Forschung zeigt auch, dass eine hohe Prozessorientierung innerhalb von Organisationen zu einer Verbesserung des Unternehmensklimas führt, was sich in einer besseren organisatorischen Vernetzung und der Reduktion internen Konflikten zeigt. Eine weitere empirische Studie von Kohlbacher (2009) zeigt, dass die Prozessorientierung positiv mit Kundenzufriedenheit, Produktqualität, Liefergeschwindigkeit und Time-to-Market-Geschwindigkeit assoziiert wird.

Prozessorientierung in einer dynamischen Welt

Überall auf der Welt ist ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Umbruch zu beobachten. Ein dynamisches Geschäftsumfeld und der Druck auf Unternehmen, ihre Kompetenzen zu steigern, zwingen Unternehmen dazu, neue Fähigkeiten zu entwickeln. Typischerweise passen sich Unternehmen an eine neue Umgebung an, indem sie einem Lernprozess folgen, um Effizienz und Agilität zu gewinnen. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, richten vielen Unternehmen ihre Strukturen und Abläufe neu aus. Dabei wenden Organisationen Methoden an, die alle auf derselben zentralen Grundlage basieren. Der Fokus liegt darauf, Geschäftsprozesse zu identifizieren, zu modellieren und zu vereinfachen.

Prozessorientierung boomt in Informationssystemen und ist auch in vielen Organisationen zu einem wichtigen Grundbestandteil geworden. Prozessdenken hat in der Betriebswirtschaftslehre eine lange Tradition. Der breite Durchbruch der Prozessorientierung ist auch den immensen Fortschritten in der Informationstechnologie zu verdanken. Geschäftsprozesse können heute unternehmensweit analysiert werden und mit Unterstützung von Prozessmodellierungssoftware gestaltet und gesteuert werden. Prozessmodelle dokumentieren die Geschäftsprozesse und unterstützen deren systematische Analyse. Als Ergebnis dieser Analyse können einige Prozesse elektronisch mit spezialisierter Software implementiert werden, die bspw. als Workflow-Management-Systeme und Business-Engineering-Tools bekannt sind.

Prozessorientierung und Organisationsentwicklung

Prozessorientierung, wie sie heute verstanden wird, ist stark mit strategischem Denken und Organisationsentwicklung verbunden. Die Wertschöpfungskette von Porter, das wohl bekannteste der allgemeinen Prozessmodelle, ist ein sehr nützliches Werkzeug für das strategische Denken.

Mit dem Aufkommen des Business Process Reengineering (BPR) erlangte die Prozessorientierung eine breite Aufmerksamkeit. Plötzlich rückten die Diskussionen rund um das Thema „Prozesse“ in den Mittelpunkt vieler Organisationen. Die Unternehmen versuchte, BPR zu verwenden, um die Komplexität der internen Abläufe zu reduzieren und die Unternehmensziele effizienter zu erreichen.

Um das Ziel der Prozessorientierung zu erreichen – die organisatorischen Prozesse zu vereinfachen – ist eine gründliche Modellierung der angestrebten Geschäftsprozesse von entscheidender Bedeutung. Prozessmodellierung ist eine Methodik, die einem Unternehmen dabei hilft:

  • die Prozessverbindungen und Schnittstellen erkennen
  • die Ressourcen zu erkennen, die für die Ausführung der einzelnen Prozesse erforderlich sind
  • das System der Prozesse und der Ressourcen neu zu ordnen
  • Prozesse dauerhaft zu verbessern.

Prozessorientierung und Unternehmenskultur

Hammer stellte das Konzept der Geschäftsprozessorientierung als zentralen Bestandteil eines erfolgreichen „Reengineering“ vor. Hammer prägte diesen Begriff, um die Entwicklung einer kundenorientierten und strategisch ausgerichteten Organisation zu beschreiben. Reengineering wird in diesem Zusammenhang als Strategie verstanden, die zur Überwindung der problematischen funktionsübergreifenden Aktivitäten in Organisationen (Hindernisse, Konflikte) führen kann.

Die Unternehmenskultur spielt bei der Anwendung prozessorientierter Methoden eine zentrale Rolle. Eine „Geschäftsprozesskultur“ ist eine funktionsübergreifende, kundenorientierte Kultur des Prozess- und Systemdenkens. Dies lässt sich um die Davenport-Definition der Prozessorientierung als bestehend aus den Elementen Struktur, Fokus, Messung, Eigentum und Kunden erweitern.

Auch Hammer beschrieb das „Prozessdenken“ als funktionsübergreifend und ergebnisorientiert. Er verwendete folgende vier Kategorien, um die Komponenten einer Organisation zu beschreiben. Diese sind:

  • Geschäftsabläufe
  • Jobs und Strukturen
  • Management- und Messsysteme
  • Werte und Überzeugungen

Prozessorientierung kann in diesem Zusammenhang auch als Haltung verstanden werden, welche sich auch in der Organisationskultur spiegelt.

Von Prozessorientierung zu Prozessverbesserung

Generell kann eine Prozessverbesserung durch Vereinfachung der Einzelteile eines Prozesses und deren Beziehung zueinander erreicht werden. Durch eine Automatisierung einer Tätigkeitskette, beispielsweise durch neue Technologien und Informationssysteme, kann oft die Effizienz der Prozesse gesteigert werden. Auch durch die Umstrukturierung einzelner Unternehmensteile lassen sich oft Effizienzgewinne erzielen. Zum Beispiel, indem Sie die Reihenfolge der Aktivitäten eines internen Prozesses oder die Reihenfolge der Abläufe eines Prozesses ändern.

Die traditionelle Organisation orientiert sich an Funktionen, Hierarchien und Kompetenzen. Dies führt in Zeiten von Marktveränderung und Wettbewerb zu einem kritischen Nachteil durch Inflexibilität, langsame Anpassung und Verlust der Kundenorientierung. Prozessorientierung ist eine Lösung für diese Probleme, denn sie achtet auf Produkte, Wertschöpfungsketten und Prozessverbindungen. Ziel ist es, die Prozesse über Organisationsgrenzen hinweg effizient und effektiv abzuwickeln.

Prozessorientierung als Unternehmensphilosophie

Prozessorientierung ist eine Unternehmensphilosophie. Sie ist mehr als eine Methodik und impliziert, dass Handlungen innerhalb eines komplexen Systems miteinander verbunden und dynamisch sind. Basierend auf der Prozessorientierung wurden Methoden und Konzepte entwickelt, die weit verbreitet sind. Hervorzuheben ist insbesondere das Lean Management und die agile Organisationsentwicklung.

Wie die Prozessoptimierung erfolgreich eingeführt wird, erfahren Sie hier.