Führen auf Augenhöhe: Schlüsselprinzip für erfolgreiche Zusammenarbeit

Führen auf Augenhöhe

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, und immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung des „Führens auf Augenhöhe“ bzw. der „Lateralen Führung“. Doch was genau ist unter „Führen auf Augenhöhe“ zu verstehen? Welche theoretischen Grundlagen bilden die Basis dieses Führungsprinzips, und welche Anforderungen ergeben sich daraus für Organisationen, Führungskräfte und Mitarbeitende? In diesem Blogbeitrag werde ich das Konzept des Führens auf Augenhöhe ausführlich erörtern, und aufzeigen, warum es besonders für agile Unternehmen relevant ist und wie es erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann.

  • Was bedeutet „Führen auf Augenhöhe“?
  • Führen auf Augenhöhe: Ein moderner Führungsansatz für agile Zusammenarbeit
  • Führen auf Augenhöhe: Herausforderungen und Vorteile
  • Das Management-Modell St. Gallen als Grundlage für laterale Führungsstrukturen
  • Entscheidungsfindungsmethoden für ein starkes Team
  • Führen auf Augenhöhe – Was eine Führungskraft mitbringen sollte
  • Fazit und Ausblick

Was bedeutet „Führen auf Augenhöhe“?

Der Begriff „Führen auf Augenhöhe“ ist ein relativ neuer Begriff, der in den letzten Jahren in der Managementliteratur und -praxis populär geworden ist. Die Idee dahinter stammt aus der sogenannten „New-Work-Bewegung“, die auf eine Veränderung der Arbeitswelt hinarbeitet und den Fokus auf Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Kreativität legt.

„Führen auf Augenhöhe“ bedeutet, dass Führungskräfte ihre Mitarbeitenden als gleichberechtigte Partner betrachten und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Es geht dabei um eine Zusammenarbeit, die geprägt ist von Vertrauen, Respekt und Offenheit. Die Führungskraft soll dabei als Unterstützer, Coach und Mentor agieren und den Mitarbeitenden helfen, ihre Potenziale zu entfalten und ihr Know-how bestmöglich einzubringen.

In der Praxis bedeutet dies, dass Führungskräfte die Meinungen und Ideen ihrer Mitarbeitenden aktiv einholen und sie bei der Entscheidungsfindung einbeziehen sollten. Es geht darum, den Mitarbeitenden Freiräume zu geben, Verantwortung zu übernehmen und ihre Talente und Fähigkeiten zur Entfaltung zu bringen. Im Kern geht es also um eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die dazu beiträgt, dass sich sowohl die Mitarbeitenden als auch das Unternehmen weiterentwickeln und wachsen können.

Führen auf Augenhöhe

Führen auf Augenhöhe: Ein moderner Führungsansatz für agile Zusammenarbeit

Traditionelle Führungsmethoden zeichnen sich durch eine ausgeprägte Hierarchie, autoritäre Entscheidungsprozesse und eine deutliche Trennung zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden aus. In solchen Strukturen konzentriert sich die Macht auf die Führungsebene, die Entscheidungen trifft und Anweisungen erteilt. Der Schwerpunkt liegt häufig auf der Zielerreichung und der Durchsetzung der Unternehmensinteressen, während Mitarbeitende primär als Arbeitskräfte gesehen werden.

Demgegenüber steht das zeitgemäße Führungsverständnis, das den Mitarbeitenden in den Fokus rückt und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe anstrebt. Dabei geht es darum, die Stärken und Potenziale der Mitarbeitenden zu erkennen und zu fördern, sowie sie aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden. Ein Paradebeispiel für diesen modernen Führungsansatz ist das „Führen auf Augenhöhe“, welches auf einer respektvollen und gleichberechtigten Kooperation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden basiert.

Führen auf Augenhöhe im agilen Kontext

Dieser Führungsansatz, der auf den Ideen des agilen Manifests und der X-Y-Theorie von McGregor aufbaut, setzt auf Vertrauen, Wertschätzung und Empathie. Im Folgenden werden die wichtigsten agilen Werte im Kontext des Führens auf Augenhöhe erläutert und die Vorteile dieses Führungsstils verdeutlicht.

Individuen und Interaktionen:

Im agilen Manifest wird betont, dass es wichtiger ist, auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Mitarbeitenden einzugehen, als starr an Prozessen und Werkzeugen festzuhalten. Der Fokus beim Führen auf Augenhöhe liegt auf der Zusammenarbeit zwischen Leitenden und Mitarbeitenden. Dabei werden individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten berücksichtigt, um eine vertrauensvolle, respektvolle und wertschätzende Beziehung aufzubauen. Dieser Ansatz stärkt die Motivation und fördert die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden.

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Führen auf Augenhöhe: Herausforderungen und Vorteile

Führen auf Augenhöhe bringt sowohl Herausforderungen als auch Vorteile mit sich. Die Balance zwischen Autorität als Vorgesetzte*r und der Zusammenarbeit auf Augenhöhe kann schwierig sein, jedoch bieten klare Rollenverteilungen und transparente Kommunikation Lösungsansätze für diese Herausforderungen.

Herausforderungen bei Führen auf Augenhöhe:

Autorität und Macht

Die Rolle als Vorgesetzte*r kann die Zusammenarbeit auf Augenhöhe beeinträchtigen, da Macht und Autorität eine ungleiche Verteilung von Entscheidungsbefugnissen und Einfluss bewirken können.

Offene Kommunikation

Mitarbeitende könnten sich zurückhalten, Kritik oder Feedback zu äußern, aus Sorge vor negativen Konsequenzen.

Rollenkonflikte

Es kann schwierig sein, die unterschiedlichen Anforderungen als Vorgesetzte*r und laterale Führungskraft gleichzeitig zu erfüllen.

Lösungsansätze und Vorteile von Führen auf Augenhöhe:

Trennung der Rollen

Eine klare Trennung zwischen der Rolle des Vorgesetzten und der lateralen Führungskraft, entweder durch Delegation oder bewusste Distanzierung von autoritären Aspekten, fördert die Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Klare Verantwortlichkeiten

Die Aufgabenverteilung sollte transparent sein, wobei Vorgesetzte für strategische Entscheidungen, langfristige Planung und Mitarbeiterführung zuständig sind, während laterale Führungskräfte die Zusammenarbeit und Innovationsfähigkeit innerhalb des Teams fördern.

Beispiele aus der Praxis

Agile Team Leads, Projektmanager, Product Owner und Scrum Master sind Beispiele für laterale Führungskräfte, die den Fokus auf Teamzusammenarbeit und Kommunikation legen.

Führen auf Augenhöhe

Das Management-Modell St. Gallen als Grundlage für laterale Führungsstrukturen

Das Management-Modell St. Gallen, entwickelt an der renommierten Universität St. Gallen in der Schweiz, bietet eine ganzheitliche Perspektive auf die Unternehmensführung. Es berücksichtigt nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch soziale, kulturelle und ökologische Dimensionen. Die drei Ebenen des Modells – normative, strategische und operative Ebene – bilden zusammen einen Rahmen, der die Implementierung und Umsetzung von lateraler Führung erleichtert.

Die operative Ebene als Schnittstelle für Führen auf Augenhöhe

Die operative Ebene des St. Galler Management-Modells beschäftigt sich mit der Umsetzung von Strategien und der Organisation des Tagesgeschäfts. Im Kontext des Führens auf Augenhöhe werden hier besondere Aspekte hervorgehoben:

Flexibilität und Agilität

Laterale Führungsstrukturen ermöglichen eine höhere Flexibilität und Agilität in der Organisation, da Entscheidungsprozesse schneller und effizienter gestaltet werden können. Dadurch können Unternehmen besser auf Veränderungen im Markt oder der Umwelt reagieren.

Wissenstransfer und Innovation

Durch die stärkere Zusammenarbeit und Kommunikation auf Augenhöhe wird der Wissenstransfer zwischen den Mitarbeitenden gefördert. Dies kann zu einer höheren Innovationskraft führen, da Ideen und Erfahrungen leichter ausgetauscht und weiterentwickelt werden können.

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Management-Modell

St. Galler Modell in der Praxis

Es gibt mehrere Führungsstrukturen und Organisationsformen, die auf dem St. Galler Modell basieren und in denen laterale Führungskräfte wie Coaches oder Mentoren die operative Ebene begleiten. Einige dieser Organisationsformen sind:

  1. Matrixorganisation: In einer Matrixorganisation sind Mitarbeiter verschiedenen Projekten oder Funktionen zugeordnet und berichten an mehrere Führungskräfte. Laterale Führungskräfte wie Coaches oder Mentoren unterstützen die Mitarbeiter bei der Koordination ihrer Arbeit und fördern die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg.
  2. Holokratie: Holokratie ist ein Organisationsmodell, das auf Selbstorganisation und dezentraler Entscheidungsfindung basiert. In einer holokratischen Organisation gibt es keine starren Hierarchien, sondern Kreise mit klar definierten Rollen und Verantwortlichkeiten. Laterale Führungskräfte wie Coaches oder Mentoren helfen Mitarbeitern, ihre Rollen und Verantwortlichkeiten zu verstehen und unterstützen sie bei der Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung.
  3. Agile Organisationen: Agile Organisationen sind darauf ausgerichtet, flexibel und schnell auf Veränderungen im Markt oder in der Umwelt zu reagieren. In solchen Organisationen sind Teams oft selbstorganisiert und arbeiten nach agilen Methoden wie Scrum oder Kanban. Laterale Führungskräfte wie Scrum Master oder Agile Coaches unterstützen die Teams bei der Selbstorganisation und kontinuierlichen Verbesserung ihrer Arbeitsprozesse.
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Entscheidungsfindung

Entscheidungsfindungsmethoden für ein starkes Team

Im Führungskonzept „Führen auf Augenhöhe“ ist die Einbeziehung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse von zentraler Bedeutung. Um dieses Ziel zu erreichen, können laterale Führungskräfte verschiedene Methoden der Entscheidungsfindung anwenden, die sowohl den Bedürfnissen des Teams als auch den Zielen des Unternehmens gerecht werden:

Konsensfindung

Diese Methode fördert die Zusammenarbeit, indem alle Teammitglieder in den Entscheidungsprozess einbezogen und nach einer gemeinsam akzeptierten Lösung gesucht wird.

Partizipative Entscheidungsfindung

Hierbei werden die Meinungen und Ideen aller Teammitglieder gehört und berücksichtigt, auch wenn die endgültige Entscheidung von einer Führungsperson getroffen wird.

Gruppendiskussionen und Brainstorming

Diese Methoden ermöglichen den offenen Austausch von Ideen und Meinungen zwischen den Teammitgliedern und fördern die Zusammenarbeit und das Vertrauen innerhalb des Teams.

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Führen auf Augenhöhe – Was eine Führungskraft mitbringen sollte

Um auf Augenhöhe führen zu können, sollten Führungskräfte bestimmte Eigenschaften mitbringen, die ihnen dabei helfen, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Mitarbeitenden aufzubauen und eine positive Unternehmenskultur zu fördern. Die wichtigsten Eigenschaften einer lateralen Führungskraft sind:

Authentizität

Eine authentische Führungskraft bleibt sich selbst treu und kommuniziert offen und ehrlich. Transparente Kommunikation bildet die Grundlage für Vertrauen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden.

Empathie

Empathische Führungskräfte sind in der Lage, sich in die Lage der Mitarbeitenden zu versetzen und deren Perspektiven zu verstehen. Dies ist entscheidend, um individuelle Stärken und Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erkennen und zu fördern.

Zuhören

Die Fähigkeit, aktiv zuzuhören, ermöglicht es einer Führungskraft, die Ideen und Meinungen der Mitarbeitenden wertzuschätzen und in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Offene und respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe fördert Kreativität und Motivation und kann zu innovativen Lösungen führen.

Flexibilität

Führungskräfte, die auf Augenhöhe führen, sollten in der Lage sein, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Anpassungsfähigkeit ist in der modernen Arbeitswelt von großer Bedeutung.

Indem Führungskräfte diese Eigenschaften in ihrem Führungsstil verankern, schaffen sie die Voraussetzungen für eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Mitarbeitenden und eine positive Unternehmenskultur, in der Mitarbeitende motiviert und engagiert arbeiten können.

Entscheidungsfindung

Fazit und Ausblick

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Führen auf Augenhöhe eine wichtige Rolle in der modernen Unternehmenswelt spielt. Indem Leitenden den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden gerecht werden und auf deren Stärken und Fähigkeiten eingehen, kann die Arbeitszufriedenheit und das Engagement der Mitarbeitenden gesteigert werden. Dies führt wiederum zu einer höheren Leistung und Effektivität des gesamten Teams. Das St. Galler Management-Modell bietet einen umfassenden Rahmen für die Implementierung und Umsetzung von lateralen Führungsstrukturen in Organisationen.

Unternehmen, die Führen auf Augenhöhe implementieren möchten, sollten eine offene, vertrauensbasierte Organisationskultur fördern und auf klare Kommunikation, Rollenklärung sowie Weiterbildung für Mitarbeiter und Führungskräfte setzen. Letztendlich hängt der Erfolg lateraler Führung von der Anpassungsfähigkeit, dem Engagement und der Offenheit aller Beteiligten ab. Unternehmen, die bereit sind, alternative Führungsansätze zu erkunden und umzusetzen, können von den Erfahrungen erfolgreicher Praxisbeispiele lernen und ihre eigene Organisationsstruktur entsprechend gestalten und optimieren.

Im Zuge der digitalen Transformation, der zunehmenden Globalisierung und der sich ständig ändernden Arbeitsbedingungen werden Führungskräfte und Unternehmen, die auf Augenhöhe führen und ihre Strukturen entsprechend anpassen, voraussichtlich besser in der Lage sein, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und sich von der Konkurrenz abzuheben. Dies wird nicht nur die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verbessern, sondern auch dazu beitragen, eine gesündere und nachhaltigere Arbeitsumgebung für alle Beteiligten zu schaffen.